Die Initiative ESSO-Häuser aus Hamburg St.Pauli und das Hamburger Bündnis „Mietenwahnsinn stoppen“ haben am Montag, den 05.03.2012, den Sitz der Bayerischen Hausbau in München einen Besuch abgestattet. Aktivist_innen aus den Hamburger und Münchener Netzwerken „Recht auf Stadt“ sowie der Fanszene beider Städte haben vor der Zentrale der Bayerischen Hausbau protestiert, in Form eines symbolischen Abrisses vor der Geschäftsstelle, ausgestattet mit Baggern und einer Abrissbirne. Ein öffentliches Gespräch mit den Aktivist_innen lehnte Hr. Taubenberger, Pressevertreter der Bayerischen Hausbau, jedoch ab.
Die Bayerische Hausbau hatte Anfang Februar in Hamburg den Dialog mit den Mieter_innen aufgekündigt und will nun gegen den Willen der Mieter_innen und Lokalpolitik den Abriss forcieren. Die Initiative ESSO-Häuser fordert hingegen den Erhalt der Bausubstanz, Instandsetzung, unbefristete Mietverträge für alle Mieter_innen und langfristige Mietverträge für die Gewerbetreibenden. Zudem arbeitet sie derzeit an einem eigenen Konzept für das Areal, das u.a. die Schaffung von Sozialwohnungen vorsieht. Eine Beteiligung von Unten sowie die Umsetzung eigener Vorhaben ist aus dem Stadtteil St. Pauli nicht wegzudenken.
Auch in München gibt es momentan Konfliktpotential zwischen Anwohner_innen des Paulaner Geländes und der Bayerischen Hausbau. Bei der Bürgerversammlung Au am 01.03.2012 wurde bekannt, dass es schon Gespräche zwischen der bayerischen Hausbau und dem Planungsreferat über die weitere Zukunft des Paulanergeländes am Nockherberg gegeben hat. Anscheinend werden momentan in einem „etwas“ intransparenten Planungsverfahren zwischen Stadt und der Bayerischen Hausbau die entscheidenden Eckpunkte (Bebauungsdichte, Höhe der Gebäude etc.) festgelegt. Die gewählten Volksvertreter_innen im Stadtrat und Bezirksausschuss hatten Einsicht – allerdings darf offiziell der momentane Planungsstand nicht weitergegeben werden! Ein Maulkorb für die Volksvertreter_innen unserer Stadt. Auf der Bürger_innenversammlung am letzten Donnerstag wurde von Seiten des Planungsreferates von sogenannten „Hochpunkten“ geredet, die in Zukunft die Isarhangkante „verschönern“ werden. Die Sonne in der unteren Au wird wohl ab 2020 1-2 Stunden später aufgehen. An ein „Münchner Modell“ (20% geförderte Mietwohnungen, 10% geförderte Eigentumswohnungen) ist scheinbar nicht gedacht. Soweit andeutungsweise bekannt, wird für Gering- und Normalverdiener_innen nicht ein einzelner Brotsamen übrig bleiben, also genau 0,0 % bezahlbarer Wohnraum. Eine Bürger_innenbeteiligung ist in München offenkundig nicht vorgesehen. Man geht davon aus, dass die großen Entscheidungen zwischen Stadt und Münchner Hausbau ausgehandelt werden und die Bürger_innen nur noch über die restlichen Kleinigkeiten mitentscheiden dürfen. Eine Vorgehensweise, die überraschenderweise legal zu sein scheint – unter kreativer Auslegung der Verwaltungsvorschriften. Die bereits „bleibenden Werte“, derer sich die Hausbau in ihrem Firmennamen rühmt, lassen sich im Arabellapark, den „Yuppieknästen“ zwischen Wiener Platz und Gasteig, dem Motorama, am nordwestlichen Rosenheimer Platz, am Hochhaus an der Franziskanerstrasse und am Neubau der „Welfenhöfe“ besichtigen.
Ist das die Architektur einer Weltstadt mit Herz?