Auch wenn wir Scheiße sind, machen wir weiter.

Anbei dokumetieren wir mit Freude über die rege Anteilnahme die neuste Schmähschrift über unser Netzwerk. Auch wenn es dem einen oder anderen vermeintlichen „Antideutschen“ nicht gefällt, halten wir weiter daran fest allen demokratischen Gruppen, wie auch Einzelpersonen, die Möglichkeit zu geben im Netzwerk „Recht auf Stadt München“ mitzuarbeiten und ihre Ideen und ihre Kreativität gegen die fortschreitende Gentrifizierung in unserer Stadt zu äußern. Eine Zensur nach irgendeinem Duktus steht uns dabei nicht im Sinn.

Die Lumpenbourgeoisie unter sich

Wie in vielen anderen Städten gibt es auch in München kein Bündnis gegen Gentrification, das zu einer annehmbaren Kritik an der räumlichen Separation einkommensschwacher Bevölkerungsschichten fähig ist, geschweige denn passende Protestformen entwickelt.

Laut tat sich im Gerede um Gentrification bislang vor allem das Netzwerk Recht auf Stadt München hervor. Unter den fünf Mitgliedern des Netzwerks ist auch das künstlerische Kollektiv der Domagkstraße Haus Nr. 49. Die kreative Ständevertretung veranstaltete Anfang des Jahres eine Podiumsdiskussion zum Thema, die sie wohl zur Aufnahme im Netzwerk qualifizierte. Auf die Spitze trieb es eine Künstlerin mit dem ernst gemeinten Vorschlag, die Kunstschaffenden sollten besser selbst Häuser im Viertel sanieren und von den realisierten Veräußerungsgewinnen ihre gesellschaftskritische Kunst finanzieren. Eine andere mahnte, es nicht minder ernst meinend, die Stadt müsse endlich erkennen, dass die gewünschte Aufwertung von Stadtvierteln ohne ihr Kunstschaffen nicht möglich sei – also ihr Kollektiv fürs Kapital im Grunde unverzichtbar ist – und schließlich die Münchner Kunst auch als ein Aushängeschild für ganz Deutschland betrachtet werden müsse, weshalb diese eine verstärkte Förderung verdiene.

Ein weiteres Mitglied im Netzwerk Recht auf Stadt München ist das Platzhirschen-Projekt Unser Viertel Giesing der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ), die den Stadtteil Giesing mit dem Claim: „Einmal Arbeiterviertel, immer Arbeiterviertel“ gegen „Bullen, Bonzen und Nazis“ zu verteidigen glaubt. Ein Zusammenschluss aus Künstlerinnen im Dienste Deutschlands und der kreuzdämlichen SDAJ verspricht auf eine fruchtbare Partnerschaft hinauszulaufen, die zudem schon vor dem Verkehr schwanger genug mit alten Feindbildern ist. Auf der Website von Recht auf Stadt München prangt demnach erwartungsgemäß ein Artikel zu Israel. Unter dem Vorwand, über die Proteste gegen hohe Mieten in Israel zu berichten, folgt die alte Leier zu jüdischen Siedlungen, arabischen Flüchtlingslagern und Zwischenfällen an der israelischen Grenze.

Identitätsverweigerer im Streit
In einer Facebook-Gruppe wurde kürzlich die Betreiberin eines hochpreisigen Etablissements beschuldigt, wegen der Existenz ihrer Neueröffnung „Charlie“ seien nun in der ganzen Straße die Mieten gestiegen. Zur Erbauung des kleinen Mannes bedarf es bekanntermaßen keiner Kausalität – ihm genügt eine Behauptung zur Tat. Seit einigen Wochen befindet sich das „Charlie“ im Fadenkreuz von Rotzlöffeln, die das Restaurant mit Aufklebern wie „Willkommen in Giesing, ihr Arschlöcher“ markieren. Die Besitzerin reagierte mit einer spöttischen Retourkutsche, einem Schild mit der Aufschrift: Hallo Giesing, mein Name ist Gentrification (siehe Bild). Kurz möchte man über diesen trotzige Konter schmunzeln, wäre er nicht auch Ausdruck eines bis ins Mark verblödeten Kleinbürgertums, dem die Besitzerin des Restaurants ebenso nahe steht, wie ihre Kritiker.

Wenn diese Leute eine gesellschaftliche Debatte dominieren, geht jede Kritik, die auch etwas an den Verhältnissen zum Richtigen hin verändern möchte, im Gekeife unter. Dabei gäbe es einiges zu tun. Eine große Gruppe derer, die von Gentrification am stärksten betroffen sind, hat nur eine sehr leise Stimme. Die Möglichkeiten der kommunalen Mitbestimmung von Menschen aus Nicht-EU-Ländern sind in München verschwindend gering. Diese zu stärken könnte eine praktische Aufgabe einer Bewegung gegen Gentrification sein. Auch könnte anhand der Gentrification, also dem Kasernieren von einkommensschwachen Bevölkerungsschichten in menschenfeindlichen Wohngegenden qua Markthand, ein weiterer Klassenzusammenhang aufgezeigt werden. Dazu wäre es aber bitter nötig, die Wichtel aus der Debatte zu nehmen. Die Aussage, das Restaurant „Charlie“ hätte eine Mieterhöhung für die ganze Straße zu verantworten, dient der bürgerlichen Interessenvertretung als leuchtendes Beispiel für die Idiotie ihres scheinbaren Gegenparts.

Quelle: schlamassel.blogsport.de

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